Abstract (german) | Der Aufgang und die Wirkungsgeschichte der Weltfrage in der neueren philosophie werden in diesem Artikel mit dem Niedergang der metaphysischen Seinsfrage und mit der nihilistischen Krise der Vernunft in Zusammenhang gebracht. Diese Krise des Logos hat ihre Manifestationen vor allem in der Vorherrschaft des wissenschaftlichen positivismus und in der Vormachtstellung der weltanschaulichen Ideologien gefunden. Im Fokus der Betrachtung befinden sich philosophische Strömungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Kroatien. Die Darstellung verfolgt vor allem die denkerische Anziehungskraft und gedankliche einflussnahme des brisanten Themas auf die Herausbildung der pluralistischen Ideenwelt und die erfolgte demokratische Wende. Sie geht von der Frage aus, inwiefern die philosophischen Reflexionen über den Weltbegriff mit der Öffnung der freiheitlich-demokratischen Vorgänge in der Gesellschaft korrespondierten. Die erforschung der Welt hat sich in verschiedenen philosophischen Strömungen als ein dialogischer und vielperspektivischer Rahmen erwiesen. er lieferte ganz unterschiedlichen und sogar entgegengesetzten theoretischen Betrachtungsweisen und philosophischen Ausrichtungen den Ansatz zur erschließung der Deliberation und Auseinandersetzung über die gemeinsamen Bestrebungen. Durch eine umrisshafte philosophiegeschichtliche Darstellung herausragender Weltbegründungsentwürfe werden gedankliche erträge und die dazugehörenden Veröffentlichungen in drei erkennbaren Hauptwellen von 1953 bis 1962, von 1964 bis 1984 und zuletzt von 1986 bis 1995 ins Licht gerückt. Die begrifflichen Leistungen werden in fünf philosophische Richtungen gegliedert: phänomenologisch-axiologische Weltbildung, phä- nomenologisch-hermeneutische Auslegung der Welt, praxis-marxistische Weltbegründung, wissenschaftlich-analytische Weltkonstruktion und universalistisch-integrative philosophie der Welt. Unter den Repräsentanten werden im Vordergrund die Argumentationen von pavao Vuk- Pavlović, Vladimir Filipović, Marija Brida, Franjo Zenko, Vanja Sutlić, Danilo Pejović, Ante Pažanin, Branka Brujić, Sulejman Bosto, Željko Pavić, Milan Kangrga, Branko Bošnjak, Gajo Petrović, Lino Veljak, Ante Čović, Zdravko Radman, Mislav Kukoč, Mislav Ježić und dem Verfasser dieses Artikels dargestellt. Die nähere Betrachtung der grundlegenden Thesen bestätigt die einsicht, dass der „Weltbegriff als Grundbegriff der neuen epoche“ (Marija Selak, 2013, 188) bezeichnet werden könne. Die Weltfrage ist also ein philosophisches Grundthema, an dem sich die Geister begegneten und schieden, versammelten und auseinandergingen, Dialoge führten und sich zerstritten, in dessen Rahmen sich der geistige Horizont in seiner Vielfältigkeit zu integrieren vermochte. Diese Frage regte mannigfache Überlegungen und viele Gespräche an, die für die Suche nach mehr pluralität und eindeutiger Vielperspektivität in der Naturbetrachtung und der Lebensbeschreibung wie in der politischen Wirklichkeit, also in der Forderung nach mehr Freiheit, Ordnung und Logos im geistigen Universum, fruchtbar waren. Die Weltfrage scheint daher in der Gegenwart eine zündende Deliberationswirkung behalten zu haben, mit der sie weitere philosophische Forschungsmissionen anspornen und neue Denkabenteuer in der Zukunft anstoßen könnte. |